Vom Wässerchen zum Vodka
Die Geschichte des Vodkas ist so alt wie der Alkohol selbst. Seinen Ursprung findet der Rationalist unter den Spirituosen im Osten Europas, wo das «Wässerchen» das erste Mal unter seinem Namen dokumentiert wurde. Von hier aus blieb er nicht nur seinen Traditionen treu, sondern entwickelte sich beständig weiter. Einblicke in die Geschichte, die Produktion und die Vielfalt rund um den Vodka.
Vodka scheidet die Geister. Die einen können ihm nichts abgewinnen, für andere ist er wiederum ein äusserst taugliches Partygetränk. Doch feststeht: Gut produzierter Vodka ist eine eigene Klasse für sich. Denn nebst dem Anspruch an die Reinheit besitzt er je nach Marke eine ganz eigene geschmackliche Tonalität, wobei auch gerne vom «Charakter» die Rede ist. Vodka geniesst man klassisch entweder leicht gekühlt und pur zu einer Mahlzeit, oder aber auch in klassischen Mixed Drinks wie dem Black und White Russian, der Bloody Mary, dem Martini Cocktail, Cosmopolitan, Clubland oder auch in Longdrinks wie dem Moscow Mule. Und auch wenn ihm andere Spirituosen Konkurrenz machen, gehört Vodka heute zu den meistverkauften Spirituosen weltweit und ist aus keiner guten Bar wegzudenken.
Aus dem Vodkagürtel in die Welt
Seinen Ursprung erfährt der Vodka in einer Streitgeschichte zwischen Russland und Polen. So zelebriert man in Russland die Erfindung des Vodkas durch den Mönchen Isidor, in Polen wiederum kontert man mit echten Belegen: Bereits 1405 bestätigt eine schriftliche Erwähnung dessen Herstellung. Im 17. und 18. Jahrhundert erfuhr die Produktion, vor allem auf Basis von Roggen, ein grosses Wachstum. So wurden in Polen private Brennlizenzen vergeben, in Russland staatliche wie private Brennereien errichtet. Einen weiteren Qualitätssprung machte der Vodka im 19. und 20. Jahrhundert durch die Erfindung der kontinuierlichen Destillation. So erblickten erste MarkenVodkas das Licht der Welt, welche im Westen als exotische Spezialitäten galten. Zudem sorgte das Aufkommen der Kartoffel als Rohstoff für seine preisgünstigere Produktion.
Vor diesem Hintergrund erlangte der sogenannte «Vodkagürtel» grosse Berühmtheit, in welchen traditionell viel Vodka produziert wird. Dieser zieht sich von Russland, Weissrussland, Polen und die Ukraine über die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland bis in die skandinavischen Länder Finnland, Schweden und Norwegen hinein. Durch den Ersten Weltkrieg, eine zeitweise Prohibition in Russland und die Emigration vieler Hersteller erreichte der Vodka schliesslich auch grossflächig Westeuropa und den Rest der Welt. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fand er im Zuge des Cocktailbooms seinen Weg in den Mixed Drink – u.a. mit dem Moscow Mule. In den 1980er Jahren erwuchs er zum coolen Clubgetränk, in den 1990er Jahren zum Getränk der Fashionistas.
Reiner Vodka ist das Ziel
Die Produktion von Vodka ist alles andere als eine einfache Sache, auch wenn seine Grundlage dem Bier nicht unähnlich ist. Als klassischer Rohstoff kommt in aller Regel Getreide wie Roggen, Weizen, Gerste, die Kartoffel, die Zuckerrübe oder Melasse zum Einsatz. Prinzipiell kann Vodka auch aus anderen Rohstoffen hergestellt werden, auch wenn die klassischen Vodkanationen dies nicht gerne sehen. So führte deren Traditionsbewusstsein soweit, dass die Europäische Union im Jahr 2006 im sogenannten «Vodkakrieg» eine klare Definition über Vodka zu schaffen hatte. Der Krieg endete im nicht für alle glücklichen «Schnellhardt-Kompromiss», was so viel bedeutet, dass Vodka aus anderen als den oben genannten Zutaten gesondert deklariert werden muss («Vodka hergestellt aus…»).
In jedem Fall ist das Ziel eines guten Vodkas immer ein möglichst reines Destillat. In Russland geben zum Beispiel die Qualitätssiegel «Standard», «Extra», «Lux» oder «Alpha» einen Hinweis darauf. Um diese Qualität zu erreichen, wird die vergorene Maische in modernen Säulenbrennanlagen auf 96% Alkoholvolumen destilliert. Je mehr «Durchläufe» gemacht werden, klassisch sind es mindestens vier, es können aber auch zehn, 20, 30 oder gar 40 sein, desto reiner wird der Brand. Schliesslich wird das fertige Destillat häufig aromaschonend u.a. durch Aktivkohle, Milcheiweiss, Quarzsand, Kristallquarz, Silber, Gold, Diamanten, im Gefrierverfahren oder auch elektrisch gefiltert, um die groben Unreinheiten (Fuselöle) zu entfernen. Zuletzt erfolgt eine Filtration feinster Schwebeteilchen. Zur Herabsetzung auf Trinkstärke rühmt man sich mit besonders reinen, eigenen Quellen oder auch mit Gletscherwasser. Schliesslich wird der fertige Vodka in aller Regel ohne Reifung direkt abgefüllt.
Neue Vodkas aus heimischen Gefilden
Vodka hat einen langen Weg hinter sich. Neben den klassischen «Eastern Style» Vodkas (z.B. Russian Standard) und vielfach mit Früchten, Pflanzen oder Gewürzen aromatisierten Vodkas (z.B. Trojka, Zubrowka) haben sich in den vergangenen Jahren neue Qualitäten etabliert. Als sogenannte «Western Style» Vodkas werden sie heute über den Vodkagürtel hinaus in vielen Ländern produziert – zum Beispiel in Frankreich oder auch in den USA. Teils werden diese in «Craft»-Manier erst auf traditionellen Pot Stills destilliert, um ihnen eine gewisse Aromatik zu verleihen, zum Teil kommen ungewohnte Rohstoffe (z.B. Trauben) oder auch regionales Biogetreide zum Einsatz. Auch die deutschsprachigen Länder Schweiz (z.B. Trojka Pure Grain, Xellent Swiss), Österreich und Deutschland kommen heute mit hochqualitativ produzierten Vodkas auf den Markt – so dem Genuss dieser reinen Spirituose nichts mehr im Weg steht!